Herzlich und offen

Basil Vogelsanger leistet seinen Zivildienst seit Anfang Januar im Schulhaus Saatlen. Wenn er seinen Einsatz Ende August beendet, werden ihn viele vermissen.

Ein Porträt von Regina Hanslmayr

Der Zivildienstleistende Basil Vogelsanger arbeitet bis Ende August im Schulhaus Saatlen

Wenn sich Basil* morgens um sieben auf sein Rennvelo schwingt und den langen Weg von seinem Zuhause in Wollishofen zu uns ins Schulhaus Saatlen antritt, weiss er noch nicht, welche Herausforderungen der Tag für ihn bereithält. Wird sich ein Kindergartenkind beim Toben im Wald das Knie aufschlagen? Wie viele Streitereien wird er schlichten müssen? Kann er die Schülerinnen und Schüler, die erst seit kurzem in der Schweiz wohnen und eine DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) besuchen zum Reden animieren? Wie wird die Stimmung beim gemeinsamen Mittagessen im Hort sein? Sicher ist, dass die Schülerinnen und Schüler vom Schulhaus Saatlen sich auf ihn freuen; auf den frischen Wind und die Unbeschwertheit, die er in ihren Schulalltag bringt.

Ungleichgewicht der Geschlechter

Seit Januar 2017 leistet der 19 Jährige die ersten sechs Monate seines insgesamt 390 Tage dauernden zivilen Ersatzdienstes im Schulhaus Saatlen. Basil hat im letzten Jahr die Matura gemacht und will im Herbst Umweltwissenschaften studieren. Erst seit Juli 2016 ist es für junge Männer möglich, sich im Rahmen des Zivildienstes um den Einsatz in einer Schule zu bewerben. Bereits im ersten Semester des laufenden Schuljahres konnte unsere Schule von dieser zusätzlichen Hilfe profitieren. Häufig wird beklagt, dass den Buben im Schulbetrieb mit seinen mehrheitlich weiblichen Angestellten junge Männer als Identifikationsfiguren fehlen. Zivildienstleistende können dieses Ungleichgewicht zwar nicht beheben, aber dieses doch ein wenig zugunsten der männlichen Bezugspersonen verbessern.

Er spielt Fussball, hilft am Computer, geht mit den Wald und macht vieles mehr

Die Aufgaben eines Zivildienstleistenden im Schulbetrieb sind vielfältig: Er unterstützt die Lehrerinnen und Lehrer beim Turnunterricht, hilft den Schülerinnen und Schülern beim Arbeiten am Computer, geht mit den Kindergartenkindern in den Wald, ist beim Mittagessen in den Horten zugegen, hilft bei den Hausaufgaben und spielt und bastelt mit den Mädchen und Buben. Basil fand mit seiner herzlichen und offenen Art schnell Zugang zu den Kindern. Er tröstet sie, wenn sie traurig sind, lacht mit ihnen und hört sich ihre Sorgen an.

Er weiss, wie Kinder denken

Wie Basil mir so gegenüber sitzt und von seinem Alltag im Schulbetrieb erzählt, kann ich gut nachvollziehen, warum die Kinder so schnell Vertrauen zu ihm fassen und so gerne mit ihm zusammen sind. Er ist kein Lehrer, kein Hortmitarbeiter und kein Vater. Er hat selber erst vor einem Jahr die Schule beendet und ist mit seinen 19 Jahren noch viel näher an der Lebenswelt der Kinder dran als wir Eltern und das Schulteam. Abgesehen davon, dass er sicherlich viel besser Fussball spielt, als die meisten von uns!

Auf meine Frage, warum er sich das Schulhaus Saatlen als Dienststelle ausgesucht hat, antwortet er: „Ich wollte unbedingt mit Kindern arbeiten, am liebsten in einem grossen Schulhaus. Die Abwechslung von Kindergarten, Primarschule und Hort hat mich gereizt.“ Nach den Höhepunkten seines bisherigen Einsatzes gefragt, erzählt er mir von dem Jungen, der beim Klassenlager zum ersten Mal auf Skiern gestanden ist. Der Bub hat sich schwer getan und war frustriert. Aber Basil hat nicht locker gelassen. Mit viel Fingerspitzengefühl hat er ihn motiviert und schliesslich hat es geklappt und der Junge hatte doch noch Spass am Skifahren! Ein Erfolgserlebnis für beide Seiten!

Beeindruckt von der Schule Saatlen

Wenn Basil von den Kindern redet, strahlen seine Augen. Man merkt ihm an, dass er mit Feuereifer bei der Sache ist. Einzig der Medienkonsum der Schülerinnen und Schüler macht ihm Sorgen und plötzlich wird er ganz ernst und nachdenklich. Es beunruhigt ihn, wenn er hört, wie sich die Kinder über Videospiele unterhalten, für die sie noch viel zu jung sind. Ausserdem kann er kaum nachvollziehen, dass Drittklässler schon ein Handy haben.

Auf meine Frage nach der Zusammenarbeit mit der Schulleitung, den Lehrinnen und Lehrern und dem Hortteam sprudelt es nur so aus ihm heraus. Die Art und Weise, wie im Saatlen unterrichtet wird, beeindrucke ihn. Dass die Schüler und Schülerinnen der DaZ-Klassen so gut in die Regelklassen integriert werden und von ihren Klassenkameraden und ‑kameradinnen unterstützt werden, streicht er als besonders positiv heraus. Er macht seinen Job gerne im Saatlen, auch deswegen, weil er spürt, wie sein Engagement vom gesamten Schulteam und den Hortmitarbeitenden geschätzt wird.

Basil wird noch bis August im Ferienhort mithelfen, dann geht seine Zeit bei uns zu Ende. Wir werden ihn vermissen und wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute!

* Basil möchte auf eigenen Wunsch in diesem Text mit seinem Vornamen genannt werden. Dieser Bitte kommt die Autorin gerne nach.

Bald heisst es „auf Wiedersehen“ sagen

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