Was tun die Lehrer, wenn die Schulkinder frei haben?

Ein Bericht vom Schulentwicklungstag der Schule Saatlen am 7. Oktober 2016

Von Regina Hanslmayr, ELSA-Delegierte der Klasse 3a

Beim vergangenen Standorttag der Schule Saaten durfte ich einen Blick hinter die Kulissen des Schulbetriebes werfen. Eins gleich vorneweg: Mir ist schlagartig bewusst geworden, was die Lehrinnen und Lehrer meinen, wenn sie von der zunehmenden Belastung im administrativen Bereich sprechen. In den knappen drei Stunden am Nachmittag, in denen ich anwesend war (das Programm für die Lehrpersonen dauerte von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends!), wurden zwei Schriftstücke diskutiert.

Das erste war ein im Vorfeld von einer schulinternen Arbeitsgruppe erstelltes Instrumentarium zur Beurteilung des Arbeits- und Lernverhaltens bzw. des Sozialverhaltens (Zeugnis-Rückseite) der Schülerinnen und Schüler. Das zweite, ungleich kompliziertere Dokument beschreibt und definiert die Zusammenarbeit der Lehrinnen und Lehrer im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) an der Schule Saatlen.

Auf der Rückseite des Zeugnis

In beiden Fällen bestand die Schwierigkeit darin, gut eingespielte Arbeitsabläufe bzw. Beurteilungskriterien so in Worte zu fassen und schriftlich festzuhalten, dass sich das gesamte pädagogische Team der Schule damit identifizieren kann. In der Wirtschaft würde man das wohl „Prozessoptimierung“ nennen.

Der Gewinn des hart erarbeiteten Leitfadens zur Beurteilung des Arbeits- und Lernverhaltens sowie des Sozialverhaltens der Schülerinnen und Schüler liegt auf der Hand.

arbeitsbewertung
Abb. 1: Beurteilungsliste auf der Rückseite des Zeugnis

Einzeln ausformulierte Indikatoren bilden die Grundlage, an Hand derer das Erreichen des Lernzieles (beispielsweise „Beteiligt sich aktiv am Unterricht“) mit einem Kreuz in einer von vier möglichen Spalten gesetzt wird, wobei das Spektrum von +++ bis -–– reicht (Abb. 1). Damit gewinnt die „Benotung“ an Objektivität und ist im Zweifelsfall leichter zu erklären. Insgesamt fördert dieser Leitfaden sicherlich das Vertrauen in die Beurteilung durch die Lehrerinnen und Lehrer.

Das Arbeitsinstrument zum DaZ-Konzept der Schule Saatlen umfasst mehrere Seiten und vermittelt auf anschauliche Weise, wie viel Organisation und Planung nötig ist, um Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die nötige Förderung zu Teil werden zu lassen. Die verschiedenen involvierten Lehrpersonen müssen eng zusammenarbeiten und sich in zahlreichen Sitzungen immer wieder austauschen, um ihr Vorgehen besprechen. Mit dem von allen anwesenden Lehrerinnen und Lehrern angenommenen DaZ-Konzept hat die Schule Saatlen ihre jahrelange praktische Erfahrung im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ auf eine anschauliche Weise schriftlich festgehalten und nachvollziehbar gemacht.

Dank und Abschied

Als ich dann gegen halb vier den Konferenzraum verliess, schwirrte mir der Kopf. Die Lehrinnen und Lehrer hatten noch weitere zwei Stunden Arbeit in den pädagogischen Teams vor sich, bevor sie in die wohlverdienten Herbstferien gehen konnten. Ich habe an diesem Nachmittag viel gelernt über Abläufe im Schulbetrieb und bin beeindruckt von der konzentrierten Arbeit in den Kleingruppen und der anschliessenden Diskussion im Plenum. Ich bedanke mich bei Sandra Delnevo und Bettina Erzinger für die Einladung als ELSA-Vertreterin dem Standorttag beizuwohnen und bei allen Lehrerinnen und Lehrern für ihre Offenheit und Gastfreundschaft.

Zürich, 25. Oktober 2016

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